Ab in die Freiheit!
Daniela Bauer vom Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe und Ute Thiergärtner von der Firma Amphi Consult hatten sie in einem Eimer zu zwei Kleingewässern in der Weidelandschaft getragen und entließen sie dort in die Freiheit. Vom sumpfigen Uferrand hüpften die Rotbauchunken zielsicher in Richtung Wasser. Einige der Winzlinge warfen sich auf den Rücken um drohend ihre rot-gefleckten Bäuche zu präsentieren. Das auffällige Muster soll potentielle Feinde abschrecken. „Eine Nachzucht in Aufzuchtstationen hat den Vorteil, dass wesentlich mehr Jungtiere das Erwachsenenalter erreichen. In der Aufzuchtstation rechnet man mit etwa 10 % Verlust, in der Natur sind es etwa 80 bis 90 Prozent. Schon als Laich oder als Kaulquappen werden die meisten Rotbauchunken gefressen“ sagt Ute Thiergärtner, in deren Obhut sich die jungen Rotbauchunken in den vergangenen 6 Wochen entwickelt hatten. Wenn genügend Elterntiere vorhanden sind, sind die hohen Verluste in der Natur kein Problem. So wie in ganz Deutschland gehen jedoch auch in der Schaalseregion die Bestände der Rotbauchunke seit Jahren stark zurück, so dass eine ausreichende Reproduktion nicht mehr gegeben ist.
„Wir haben in den vergangenen Jahren an mehreren Orten in den Biosphärenreservaten Schaalsee und Flusslandschaft Elbe M-V insgesamt 30 Kleingewässer saniert oder neu angelegt. Da es in der näheren Umgebung aber nur noch wenige Rotbauchunken gibt, würde die Besiedlung der neuen Gewässer sehr lange dauern oder vielleicht auch gar nicht erfolgen“ sagt Daniela Bauer, die das Projekt im Biosphärenreservatsamt leitet. Drei Jahre in Folge soll deshalb aus geeigneten, jeweils räumlich nahegelegenen Spenderpopulationen Laich entnommen, gehältert und die metamorphierten Tiere bei den neuen Gewässern ausgesetzt werden. Um auch die Spenderpopulationen zu unterstützen, sollen etwa 50 % der gezogenen Tiere in die Quellgebiete zurückgebracht werden.
Kaum im Gewässer angekommen versteckten sich die kleinen Rotbauchunken in der dichten Unterwasservegetation. Auch in der näheren Umgebung müssen ausreichend Verstecke in Steinhaufen, Totholz und dichte Krautvegetation vorhanden sein, denn Rotbauchunken verbringen den Winter an Land. Die Weidelandschaft auf dem Strangen wird ganzjährig ökologisch beweidet und ist deshalb sehr naturnah. Gifte und mineralische Dünger kommen nicht zum Einsatz. Ideale Bedingungen für die Rotbauchunken. Auch in zwei weiteren Weidelandschaften im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee, bei Hakendorf und bei Dechow, wurden im Rahmen des Projekts junge Rotbauchunken ausgesetzt. Das Projekt wird mit Unterstützung des Zweckverbandes „Schaalsee-Landschaft“ umgesetzt. Finanziert wird es aus Mitteln der Europäischen Union.