Alte Bäume bereichern die Landschaft

Einmal im Monat berichtet Ranger Mario Axel in der Reihe "Naturnah" der Schweriner Volkszeitung über Interessantes, Besonderes und Aktuelles im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Er freut sich darüber, dass die alte Eiche bei Groß Thurow noch immer die Landschaft bereichert, obwohl sie vor bereits vor 8 Jahren von einem Sturm gefällt wurde.

Neben den Resten der alten Eiche wächst ihre Nachfolgerin © M. Schmidt

Noch immer ist die alte Eiche von Groß Thurow ein Blickfang in der Landschaft. Obwohl es schon 8 Jahre her ist, dass sie von einem Sturm gefällt wurde. Zum Glück durfte sie liegenbleiben und kann nun langsam wieder zu Erde werden. Neben dem Totholz der gefallenen Eiche wächst bereits ihre Nachfolgerin.  Die Geschichte des alten Baumes begann wahrscheinlich vor etwa 300 bis 400 Jahren. Ich vermute, dass sie damals in eine Hecke gepflanzt worden ist, mit der die Bauern ihre Felder voneinander abgrenzten. Die meisten Solitärbäume in der Feldmark haben ihren Ursprung in diesen Grenzhecken. Die Hecken gibt es inzwischen nicht mehr, aber einige wenige Bäume überstanden unbeschadet alle Veränderungen der Landnutzung und haben sich im Lauf der Jahrhunderte zu imposanten Bäumen mit ausladenden Kronen entwickelt.
 

Sowohl aus ästhetischer als auch aus ökologischer Sicht bereichern diese Bäume unsere Landschaft ungemein. Die meisten Solitärbäume sind deshalb heute als Naturdenkmal ausgewiesen. Im UNESCO Biosphärenreservat Schaalsee betrifft das 128 Bäume. Den größten Anteil der gelisteten Bäume stellt mit 100 Exemplaren die Eiche. Große alte Eichen bieten unzähligen Arten Lebensraum, was einige von ihnen schon durch ihren Namen signalisieren. Eichelhäher haben es ebenso wie die Eichhörnchen auf die Früchte abgesehen, die ihnen als Wintervorrat dienen. Die Raupen von Eichenwickler und Eichenspinner fressen am liebsten Eichenblätter und den Larven von Eichelbohrer und Eichenprachtkäfer dient das Holz der Bäume als Nahrung. Selbst als Totholz haben Eichen einen großen ökologischen Wert. Auf abgestorbenen Ästen lebt der Eichenwidderbock und alte Baumstämme werden von einem Pilz mit Namen Eichhase besiedelt. 


Dass die Groß Thurower Eiche auch nach ihrem Zusammenbruch auf ihrem angestammten Platz verbleiben durfte, freut mich. Der Landwirt stellte die Fläche für den Verbleib des Totholzes und die Pflanzung einer neuen Eiche zur Verfügung. Das ist nicht selbstverständlich. In Gesprächen höre ich oft, dass viele Menschen es bedauern, wenn nach dem Verlust alter Bäume in der Feldmark nicht nachgepflanzt wird. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit entscheiden sich die Landwirte fast immer gegen einen neuen Baum. Doch vielleicht könnte sich das bald ändern. Im besonders von Bodenerosion geplagten Brandenburg laufen seit Mitte 2017 Freilandtests, um die ökologischen Wechselwirkungen von Bäumen auf dem Acker zu erforschen. Bäume schützen gegen Wind, zu viel Sonne, Schädlinge und die Erosion der Böden. Mit ihren langen Wurzeln können sie Wasser aus tieferen Bodenschichten aufnehmen und konkurrieren daher nicht mit den vom Regenwasser abhängigen Ackerfrüchten. Sie bieten Habitate für viele Pflanzen und Tiere, was sich wiederum positiv auf Bestäuber und andere Nützlinge auswirkt.

Auf Grünlandflächen im Eigentum des Landes M-V und des Zweckverbandes „Schaalsee-Landschaft“ haben die Ranger des Biosphärenreservatsamtes in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Solitärbäume gepflanzt, hauptsächlich Eichen. Ich hoffe, dass auch auf Ackerflächen Bäume wieder eine Chance bekommen und die neue Eiche in Groß Thurow kein Einzelfall bleibt.

Text: M. Axel, E. Dornblut

Große Eiche in einem Rapsfeld. © D. Foitlänger
Die alte Eiche von Groß Thurow im Jahr 2007. Ein Jahr später wurde sie von einem Sturm gefällt.
Die alte Eiche von Groß Thurow im Jahr 2007. Ein Jahr später wurde sie von einem Sturm gefällt.
Große alte Eiche mit dem Schild Naturdenkmal. © E. Dornblut
Im Biosphärenreservat Schaalsee sind 128 Bäume als Naturdenkmal ausgewiesen. Bei den meisten Bäumen handelt es sich um ...
Im Biosphärenreservat Schaalsee sind 128 Bäume als Naturdenkmal ausgewiesen. Bei den meisten Bäumen handelt es sich um Eichen.
Eichhörnchen sitzt auf einer Wiese © W. Stürzbecher
In Mitteleuropa sind – je nach Quelle – 300 bis 500 Arten bekannt, welche auf Eichen spezialisiert, d.h. ausschliesslich ...
In Mitteleuropa sind – je nach Quelle – 300 bis 500 Arten bekannt, welche auf Eichen spezialisiert, d.h. ausschliesslich oder sehr stark von dieser Baumart abhängig sind. Das Eichhörnchen ist zwar nicht auf Eichen spezialisiert, schätzt aber die Früchte der Eiche durchaus. So wie das Eichhörnchen tragen viele Arten die Eiche in ihrem Namen.
Ranger Mario Axel © E. Dornblut
Mario Axel arbeitet als Ranger im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Einmal im Monat berichtet er in der Schweriner ...
Mario Axel arbeitet als Ranger im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Einmal im Monat berichtet er in der Schweriner Volkszeitung über Interessantes und Besonderes im Biosphärenreservat.