Jäger der Nacht verschlafen den Winter

Einmal im Monat berichtet Ranger Mario Axel in der Reihe "Naturnah" der Schweriner Volkszeitung über Interessantes, Besonderes und Aktuelles im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Im Biosphärenreservat Schaalsee gibt es 11 Fledermausarten. Wo sind die eigentlich im Winter?

Die Fledermausart Braunes Langohr © M. Hippke
Eine Fledermausart der Art Braunes Langohr

Kaum eine Tiergruppe fasziniert uns so sehr wie die Fledermäuse. 
Kein Wunder; die nächtlichen Jäger verfügen über Fähigkeiten, die für Säugetiere einzigartig sind. Sie orten ihre Jagdbeute mit Ultraschall, können als einzige Säugetiere fliegen und verbringen ihre Ruhezeit mit dem Kopf nach unten. 17 Fledermausarten wurden bisher in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen, 11 davon leben auch im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. 


In der kalten Jahreszeit bekommt man die nächtlichen Jäger allerdings nicht zu Gesicht. Da sich unsere heimischen Fledermäuse hauptsächlich von Fluginsekten ernähren und diese im Winter kaum vorhanden sind, begeben sich Fledermäuse in den Winterschlaf. In einem Höhlensystem bei Bad Segeberg befindet sich ihr größte Winterquartier in Norddeutschland. Mehr als 30.000 Fledermäuse überwintern dort. Manche mögen es aber auch kleiner. Fledermäuse überwintern auch in kleinen Gruppen in alten Bäume, kleinen Höhlen oder frostfreien Ruinen. Als vor einigen Jahren das Biosphärenreservatsamt vor der Entscheidung stand, die alte Kellerruine des Speichers in Dutzow abzureißen oder zu erhalten, fiel die Entscheidung zu Gunsten der Fledermäuse. Die Kellerruine wurde fledermausgerecht saniert.


Beim Umbau der Kellerruine durch ein ortsansässiges Unternehmen kam es während der Bauarbeiten zu einem interessanten Wandel. Am Anfang belächelten die Arbeiter den Bau des Fledermausquartiers. Ich fand das verständlich, ein Quartier für Wildtiere zu bauen ist ja nicht alltäglich. Wir besprachen also gründlich das Was, Wie und Warum und ich konnte spüren, wie das Interesse der Arbeiter an diesem ungewöhnlichen Projekt und an den Fledermäusen wuchs. Sie hatten immer wieder gute Ideen, wo und wie man noch Verstecke und Nischen für die Fledermäuse schaffen könnte und setzten diese mit großer Kreativität um. 


Nach Abschluss der Bauarbeiten bot ich, exklusiv für die Bürger von Kneese und Dutzow, eine Führung im Fledermauskeller an, die sehr gut besucht wurde. Auch heute werde ich von den Bürgern dieser Orte immer wieder gefragt, wie viele Fledermäuse den Winter im Dutzower Quartier verbracht haben. 

Im vergangenen Winter konnten wir 40 Fledermäuse der Arten Fransenfledermaus, Wasserfledermaus und Braunes Langohr im Dutzower Quartier nachweisen. Wie viele es in diesem Jahr sind, werden wir im Februar erfassen. Auch in der Nähe von Lassahn haben wir mehrere ehemaligen Bunker zu Fledermausquartieren umgebaut, die ebenfalls gut angenommen werden. Etwa bis in den April werden nun die Fledermäuse die kalte Jahreszeit verschlafen. Dann begeben sie sich wieder auf die Suche nach einem Sommerquartier, das ganz andere Ansprüche erfüllen muss als das Winterquartier.
 


Text: Mario Axel, Elke Dornblut
 

Archiv Biosphärenreservatsamt © Archiv Biosphärenreservatsamt
Eine Kellerruine in Dutzow wurde zum Fledermausquartier umgebaut.
Eine Kellerruine in Dutzow wurde zum Fledermausquartier umgebaut.
© D. Foitlänger
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Fledermäuse verständigen sich mit Rufen im Ultraschallbereich, die für Menschen nicht hörbar sind. Mit einem sogenannten Fledermausdetektor werden die Töne für uns Menschen höbar gemacht. So kann man die verschiedenen Arten anhand ihrer Rufe bestimmen.
Ranger Mario Axel © E. Dornblut
Mario Axel ist Ranger im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Einmal im Monat berichtet er in der Schweriner ...
Mario Axel ist Ranger im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Einmal im Monat berichtet er in der Schweriner Volkszeitung aus dem Biosphärenreservat Schaalsee.