Jetzt fliegt der Braune Bär

Einmal im Monat berichtet Ranger Mario Axel in der Reihe "Naturnah" der Schweriner Volkszeitung über Interessantes, Besonderes und Aktuelles im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Heute geht es um den Braunen Bär, den Schmetterling des Jahres 2021.

Falter und Raupe des Braunen Bär © F. Schmidt
Falter und Raupe des Braunen Bär

Mit einer Flügelspannweite von bis zu 65 mm gehört der Braune Bär (Arctia caja) zu unseren größten heimischen Schmetterlingen. Trotzdem bekommt man den schönen und auffälligen Falter nur selten zu Gesicht. Er gehört zu den Nachtfaltern und ist in seinen Tagesverstecken nur schwer zu entdecken. Die mit netzartigen hellen Zeichnungen versehenen braunen Vorderflügel machen ihn im Geäst von Sträuchern und Bäumen fast unsichtbar. Und sollte ihn doch ein Vogel aufspüren, öffnet der Falter blitzschnell seine Vorderflügel, so dass die Hinterflügel sichtbar werden. Leuchtendrot mit dunklen Augen. Die meisten Vögel werden erschreckt das Weite suchen. Was auch gut ist, denn der Schmetterling ist für viele Vogelarten giftig.
 

An seinen Fressfeinden liegt es also nicht, dass der einst so häufige Falter in Deutschland selten geworden ist. Wie bei allen Insektenarten gibt es auch beim Braunen Bär nicht den einen Gefährdungsgrund, sondern es sind eine Vielzahl von Ursachen, die dem Falter das Leben schwermachen. Neben der Lichtverschmutzung sind vor allem das Verschwinden von Brachflächen, Hecken und Feldgehölzen, die Intensivierung der Landwirtschaft mit Dünger- und Pestizideisatz, die intensive "Pflege“ von Straßen- und Wegrändern nebst Böschungen und Gräben und die Zersiedlung der Landschaft zu nennen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat den Braunen Bär zum Schmetterling des Jahres 2021 gekürt. Unter anderem soll damit auf die negativen Folgen der künstlichen Beleuchtung für viele Insektenarten aufmerksam gemacht werden. Wie andere nachtaktive Insekten auch, wird der Braune Bär von künstlichen Lichtquellen angelockt, die er dann orientierungslos bis zur Erschöpfung umkreist. Selbst wenn der Nachtfalter nicht vor Erschöpfung stirbt, geht ihm wertvolle Energie für die Partnersuche und Fortpflanzung verloren. Ohnehin bleibt ihm dafür nicht viel Zeit. Der Braune Bär bildet nur eine Generation pro Jahr, deren Falter etwa von Juli bis September fliegen. In diesen Monaten erfolgen die Paarung und die Eiablage. Zur Nahrungsaufnahme ist da keine Zeit, weshalb die Falter auch keine Mundwerkzeuge besitzen. Nach etwa 4 Wochen schlüpfen die Raupen. Schon als winzige Jungraupen stecken sie in einem haarigen Kleid, das sich im Laufe mehrerer Häutungen zu einem kräftigen dunkelbraunen „Bärenpelz“ entwickelt. Daher auch der Name „Brauner Bär“. Die ausgewachsenen Raupen werden etwa 6 cm lang. Sie überwintern in dichter Vegetation am Boden und verpuppen sich im nächsten Frühling. Im Sommer startet dann die nächste Generation als farbenprächtige Falter.

Den schönen Schmetterling zu entdecken ist schon etwas Besonderes, auch im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee, wo er noch relativ häufig vorkommt. Durch die Förderung von extensiven Weidelandschaften, die Entwicklung von naturnahen Wäldern und die Renaturierung von Mooren und Gewässern leistet das Biosphärenreservatsamt einen Beitrag, um die Lebensbedingungen für den Braunen Bär und andere Tier- und Pflanzenarten zu erhalten bzw. zu verbessern. Übrigens gibt es viel mehr nachtaktive Schmetterlinge (auch Motten genannt) als tagaktive. Im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee wurden bisher 46 Tagfalter und 475 Nachtfalter nachgewiesen.

Text: M. Axel, E. Dornblut
 

Der Nachtfalter Brauner Bär © A. Schmidt
Der Braune Bär (Arctia caja) gehört mit einer Flügelspannweite von bis zu 65 mm zu unseren größten heimischen ...
Der Braune Bär (Arctia caja) gehört mit einer Flügelspannweite von bis zu 65 mm zu unseren größten heimischen Schmetterlingen.
Nachtfalter Brauner Bär © J. Scholz
Durch die Zeichnung seiner Flügeldecken ist er in seinen Tagesverstecken hervorragend getarnt.
Durch die Zeichnung seiner Flügeldecken ist er in seinen Tagesverstecken hervorragend getarnt.
Nachtfalter Brauner Bär © J. Scholz
Der Braune Bär gehört zu den Nachtfaltern. An der Form der Fühler ist das gut zu erkennen.
Der Braune Bär gehört zu den Nachtfaltern. An der Form der Fühler ist das gut zu erkennen.
Ranger Mario Axel © E. Dornbltu
Ranger Mario Axel berichtet einmal im Monat in der Schweriner Volkszeitung über Interessantes, Besonderers und Aktuelles ...
Ranger Mario Axel berichtet einmal im Monat in der Schweriner Volkszeitung über Interessantes, Besonderers und Aktuelles im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee