Seeadler im Frühlingsmodus

Einmal im Monat berichtet Ranger Mario Axel in der Reihe "Naturnah" der Schweriner Volkszeitung über Interessantes, Besonderes und Aktuelles im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. In den vergangenen Tagen konnte er zwei Seeadler bei Balzflügen in der Nähe ihres Horstes beobachten.

Fliegender Seeadler © Lerch-Ulmer
Fliegender Seeadler

Haben sich Seeadler einmal füreinander entschieden, bleiben sie meist ein Leben lang zusammen. Doch vor jeder Brutsaison umwirbt sich das Paar mit typischen Balzrufen und Balzflügen. Mitte Februar bis Mitte März beginnt es dann mit der Brut. Meist liegen ein bis drei Eier im Nest. Sie werden nicht gleichzeitig, sondern im Abstand von einigen Tagen gelegt, so dass die Jungen zeitversetzt schlüpfen.  Sowohl beim Brüten als auch beim Füttern wechseln sich die Altvögel ab. Nach 38 Tagen schlüpfen die Jungen und nach weiteren ungefähr 90 Tagen starten sie ihre ersten Flugversuche. Bis dahin müssen die Eltern eine Menge Futter herantragen. Von den Beobachtungstürmen am Mechower und am Röggeliner See im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee kann man die schönen Vögel mit etwas Glück beobachten. In der näheren Umgebung gibt es mehrere Brutpaare, die die beiden Seen als Jagdrevier nutzen.


Im vergangenen Jahr brüteten in der Schaalseelandschaft acht Seeadlerpaare. Sie zogen insgesamt neun Junge groß. In einem Horst wurden sogar drei Junge flügge, das ist etwas Besonderes. Seeadlergeschwister gehen oft nicht sehr freundlich miteinander um. Besonders wenn das Futter knapp wird, kann es passieren, dass das jüngste und schwächste Junge von den Geschwistern aus dem Nest geworfen oder aufgefressen wird. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren Seeadler durch intensive Bejagung bedroht, drei Jahrzehnte später wurde ihnen fast der Einsatz des Insektizides DDT zum Verhängnis. Durch Anreicherung dieses Giftes in der Nahrungskette waren die Schalen der Adlereier so dünn, dass die meisten Bruten erfolglos verliefen. Nach dem Verbot von Bejagung und DDT sowie durch intensive Schutzbemühungen, hat sich die Seeadlerpopulation in Deutschland erholt und wächst bis heute weiter an.
 

Also heile Welt für den Seeadler? Leider nein, auch wenn er glücklicherweise nicht mehr auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Arten steht. Seeadler suchen insbesondere im Winter systematisch nach Aas und nutzen dann vom Jäger zurückgelassene Tierkadaver als Nahrung. Dabei nehmen sie auch das Blei aus der Munition auf. Die Magensäfte des Seeadlers lösen das Blei sehr schnell auf, es gelangt dann in die Blutbahn und vergiftet das Tier. In den Eigenjagden des Landes M-V und des Zweckverbandes „Schaalsee-Landschaft“ ist deshalb die Jagd mit bleihaltiger Munition verboten. Um das Kollisionsrisiko für Adler und andere Vögel zu minimieren, werden Biosphärenreservate von Windenergieanlagen freigehalten.

Text: Mario Axel, Elke Dornblut