Geschichte des Biosphärenreservates

Die Geschichte des Biosphärenreservates beginnt lange vor seiner eigentlichen Gründung. Seit etwa 5000 Jahren besiedeln Menschen die Schaalseelandschaft, verändern und gestalten sie nach ihren Vorstellungen. In der abwechslungsreichen Landschaft und in den Dörfern ist die Handschrift vieler Generationen sichtbar. Die Region nach heutigen Lebensansprüchen nachhaltig zu entwickeln und gleichzeitig die Schönheit und den ökologischen Wert der alten Kulturlandschaft zu erhalten, ist das Ziel des Biosphärenreservatsamtes und seiner Partner.

© E. Dornblut
Eisschollen © D. Foitlänger

Nach der Eiszeit


Als vor etwa 10.000 Jahren die letzte Eiszeit, die Weichseleiszeit, zu Ende ging, hatten Eismassen und Schmelzwässer eine wellige Hügellandschaft mit unzähligen wassergefüllten Hohlformen und Rinnen geformt. Langsam besiedelten wieder Pflanzen und Tiere die karge Landschaft. Die ersten Menschen, die nach der Eiszeit aus dem Süden wieder in die nördlichen Regionen vordrangen, waren Jäger und Nomaden, die in der noch baumlosen Tundra auf die Jagd nach Mammuts und Rentieren gingen.

Bootshaus am Schaalsee in Zarrentin © D. Foitlänger
Die ersten Siedlungen entstanden bevorzugt an den Seen und Flüssen. Die Menschen lebten von Fischfang und Ackerbau.

Erste Besiedlung


Seit etwa 5000 Jahren siedeln Menschen in der Schaalseelandschaft. Reste von Hügelgräbern aus der Bonzezeit sind die ältesten Zeugnisse menschlicher Besiedlung. 1938 mussten beim Bau der Autobahn Berlin-Hamburg bei Kölzin sechs Hügelgräber der Trasse weichen. In den Gräbern aus der Zeit zwischen 1400 bis 1200 vor Chr. entdeckten die Fachleute u.a. ein Bronzeschwert und mehrere Gewandnadeln. Auch im Wald bei Schaliß sind heute noch Reste solcher Hügelgräber zu entdecken.

Fischerboot am Schaalsee © Kirchgessner-TMV
Die Slawen, die einst an seinen Ufern siedelten, gaben dem Schaalsee seinen Namen. Schaalsee bedeutet „Steinsee", abgeleitet aus dem altslawischen Wort „scala" für Stein oder Fels. Der Name ist ein Hinweis auf die vielen Steine im und am Schaalsee, eine Hinterlassenschaft der letzten Eiszeit.

Slawische Kultur - Bis heute präsent


Etwa ab dem Jahr 600 besiedelten slawische Stämme von Osten her die Region des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns. In der Schaalseeregion war es der Stamm der Polaben. Sie fanden ein fast menschenleeres Land vor, denn die germanischen Stämme hatten mit der Völkerwanderung im 4. Jahrhundert das Gebiet verlassen. Die Slawen gründeten Dörfer, bauten Burgen und gaben dem Land eine Siedlungsstruktur, die bis heute erkennbar ist. Sie benannten die Orte, Flüsse und Seen, die diese Namen in eingedeutschter Sprache auch heute noch tragen.

Der Ortsname Zarrentin stammt aus dem Slawischen und bedeutet „Ort des Schwarzen“. Auch der Ortsname Lassahn, slawisch Waldort, und die meisten anderen Ortsnamen in der Region sind slawischen Ursprungs. An den Endungen –in, -itz und –ow sind sie sofort zu erkennen.

Kloster Zarrentin im Biopshärenreservat Schaalsee © S. Hoffmeister
Das Zisterzienserinnenkloster Zarrentin wurde im Jahr 1246 gegründet. Das historische Gebäude wurde aufwendig saniert und beherbergt heute unter anderem eine Ausstellung über die Geschichte des Kloster.

Deutsche Besiedlung


Die meisten Orte der Region werden erstmalig im 12. oder 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Zarrentin wird erstmals 1194 in einer Urkunde genannt. Zu diesem Zeitpunkt war die slawische Herrschaft bereits durch den Wendenkreuzzug (1147) beendet worden.  Unter Herrschaft von Heinrich dem Löwen kommt es im 12. Jh. zu einem starken Anwachsen der Bevölkerung. Siedler werden aus anderen Teilen Deutschlands angeworben. Wie die Sieger mit den unterworfenen Slawen umgingen ist nicht überliefert, aber das Nebeneinander von Siedlungen des gleichen Namens, (in Thurow lebten die Slawen, in Groß Thurow die deutschen Siedler) lässt vermuten, dass die Menschen zunächst nebeneinander lebten und sich mit der Zeit vermischten. 
 

Ausgrabung eine Lastenkahns aus dem Mittelalter © K. Jarmatz
Bei den Bauarbeiten an der Fischtreppe in Schaalmühle wurde 2015 ein Lastenkahn aus dem Mittelalter entdeckt. Eins wurde mit ihm Holz in die Salinen nach Lüneburg transportiert.

Schaalefahrt


Man sieht es der Schaale heute nicht mehr an, dass das beschauliche Flüsschen vom 16. bis ins 18. Jahrhundert ein wichtiger Schifffahrtsweg war. 13 Schleusen regelten den Flusslauf zwischen dem Schaalsee und der Stadt Lüneburg. Auf dem Wasserweg wurde Holz aus den Wäldern der Schaalseelandschaft zu den Salinen geflößt und dort als Brennholz für die Salzgewinnung verwendet. In die umgekehrte Richtung wurde auf den Lastkähnen Salz transportiert. Der Wald rund um den Schaalsee wurde dadurch erheblich dezimiert. Erst nach Stilllegung der Lüneburger Salinen um 1830 kam es zur Wiederaufforstung. Aber auch heute noch hat das ehemals dicht bewaldete Gebiet um den Schaalsee nur noch einen Waldanteil von 20 %. Der gute Boden wurde zu Ackerland.

Alter Grenzturm am Parkplatz Stintenburg © R. Mönke
Die Grenzanlagen standen direkt am östlichen Schaalseeufer. Am heutigen Parkplatz Stintenburg stand ein Grenzturm.

Innerdeutsche Grenze


Die Schaalseelandschaft war immer dünn besiedelt aber in der Zeit der innerdeutschen Grenze wurde es hier besonders ruhig. Von 1949 bis 1990 verlief durch den Schaalsee die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten, der DDR und der BRD. Das Ostufer des Schaalsees lage im Grenzgebebiet der DDR und durfte nicht betreten werden. Mehrere Ortschaften z.B. Lankow und Neuhof mussten den Grenzanlagen weichen und wurden abgerissen. Bereits 1945 war es im Interesse eines „gradlinigen“ Grenzverlaufes zu einem Gebietsaustausch zwischen der amerikanischen und der russischen Besatzungszone gekommen. Im sogenannten Barber-Lyaschenko-Abkommen wurde der Gebietsaustausch geregelt.

Im GRENZHUS in Schlagsdorf informiert eine moderne, sehr interessante Ausstellung über die Zeit der innerdeutschen Grenze.
Das GRENZHUS ist die größte und wichtigste museale Einrichtung zur Erinnerung an die innerdeutsche Grenze in Mecklenburg-Vorpommern.

Übergabe UNESCO-Urkunde an Klaus Jarmatz © R. Mönke
Januar 2000 - Übergabe der UNESCO-Anerkennung durch den ehemaligen Umweltminister Prof. Wolfgang Methling (r.) an den Leiter des Biosphärenreservatsamtes Klaus Jarmatz (l.).

Naturschutz in der Schaalseeregion


Durch die erzwungene Ruhe des Grenzgebietes und den geringen Nutzungsdruck blieb mitten in Deutschland eine naturnahe Seenlandschaft erhalten, die direkt nach der Grenzöffnung unter Schutz gestellt wurde. So konnte ein Ausverkauf der wertvollen Landschaft verhindert werden.

Aus dem ehemaligen Todesstreifen entlang der innerdeutschen Grenze entwickelt sich ein Grünes Band durch Deutschland. Das UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee ist Teil des Grünen Bandes.
 

Vom Naturpark zu Biosphärenreservat

September 1990

Ausweisung des Naturparkes Schaalsee im Rahmen des Nationalparkprogrammes der DDR. Das Gesetz wurde mit dem Einigungsvertrag in bundesdeutsches Recht überführt.

Juni 1992

Anerkennung als Gebiet gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung durch die Bundesregierung.
 

Januar 1996

Einrichtung des Naturparkamtes Schaalsee.
 

März 1998

Umzug der Verwaltung ins PAHLHUUS nach Zarrentin.

Juli 1998

Ausweisung des "Biosphärenreservat Schaalsee" nach Landesrecht. Änderung der Amtsbezeichnung in Amt für das Biosphärenreservat Schaalsee.
 

Januar 2000

Anerkennung durch die UNESCO als "UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee" und Gründung des Kuratoriums.

Januar 2015

Änderung der Amtsbezeichnung in Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe, da durch das Biosphärenreservatsamt seit 2015 auch das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-MV verwaltet wird.