Geschichte des Biosphärenreservates
Nach der Eiszeit
Als vor etwa 10.000 Jahren die letzte Eiszeit, die Weichseleiszeit, zu Ende ging, hatten Eismassen und Schmelzwässer eine wellige Hügellandschaft mit unzähligen wassergefüllten Hohlformen und Rinnen geformt. Langsam besiedelten wieder Pflanzen und Tiere die karge Landschaft. Die ersten Menschen, die nach der Eiszeit aus dem Süden wieder in die nördlichen Regionen vordrangen, waren Jäger und Nomaden, die in der noch baumlosen Tundra auf die Jagd nach Mammuts und Rentieren gingen.
Erste Besiedlung
Seit etwa 5000 Jahren siedeln Menschen in der Schaalseelandschaft. Reste von Hügelgräbern aus der Bonzezeit sind die ältesten Zeugnisse menschlicher Besiedlung. 1938 mussten beim Bau der Autobahn Berlin-Hamburg bei Kölzin sechs Hügelgräber der Trasse weichen. In den Gräbern aus der Zeit zwischen 1400 bis 1200 vor Chr. entdeckten die Fachleute u.a. ein Bronzeschwert und mehrere Gewandnadeln. Auch im Wald bei Schaliß sind heute noch Reste solcher Hügelgräber zu entdecken.
Slawische Kultur - Bis heute präsent
Etwa ab dem Jahr 600 besiedelten slawische Stämme von Osten her die Region des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns. In der Schaalseeregion war es der Stamm der Polaben. Sie fanden ein fast menschenleeres Land vor, denn die germanischen Stämme hatten mit der Völkerwanderung im 4. Jahrhundert das Gebiet verlassen. Die Slawen gründeten Dörfer, bauten Burgen und gaben dem Land eine Siedlungsstruktur, die bis heute erkennbar ist. Sie benannten die Orte, Flüsse und Seen, die diese Namen in eingedeutschter Sprache auch heute noch tragen.
Der Ortsname Zarrentin stammt aus dem Slawischen und bedeutet „Ort des Schwarzen“. Auch der Ortsname Lassahn, slawisch Waldort, und die meisten anderen Ortsnamen in der Region sind slawischen Ursprungs. An den Endungen –in, -itz und –ow sind sie sofort zu erkennen.
Deutsche Besiedlung
Die meisten Orte der Region werden erstmalig im 12. oder 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Zarrentin wird erstmals 1194 in einer Urkunde genannt. Zu diesem Zeitpunkt war die slawische Herrschaft bereits durch den Wendenkreuzzug (1147) beendet worden. Unter Herrschaft von Heinrich dem Löwen kommt es im 12. Jh. zu einem starken Anwachsen der Bevölkerung. Siedler werden aus anderen Teilen Deutschlands angeworben. Wie die Sieger mit den unterworfenen Slawen umgingen ist nicht überliefert, aber das Nebeneinander von Siedlungen des gleichen Namens, (in Thurow lebten die Slawen, in Groß Thurow die deutschen Siedler) lässt vermuten, dass die Menschen zunächst nebeneinander lebten und sich mit der Zeit vermischten.
Schaalefahrt
Man sieht es der Schaale heute nicht mehr an, dass das beschauliche Flüsschen vom 16. bis ins 18. Jahrhundert ein wichtiger Schifffahrtsweg war. 13 Schleusen regelten den Flusslauf zwischen dem Schaalsee und der Stadt Lüneburg. Auf dem Wasserweg wurde Holz aus den Wäldern der Schaalseelandschaft zu den Salinen geflößt und dort als Brennholz für die Salzgewinnung verwendet. In die umgekehrte Richtung wurde auf den Lastkähnen Salz transportiert. Der Wald rund um den Schaalsee wurde dadurch erheblich dezimiert. Erst nach Stilllegung der Lüneburger Salinen um 1830 kam es zur Wiederaufforstung. Aber auch heute noch hat das ehemals dicht bewaldete Gebiet um den Schaalsee nur noch einen Waldanteil von 20 %. Der gute Boden wurde zu Ackerland.
Innerdeutsche Grenze
Die Schaalseelandschaft war immer dünn besiedelt aber in der Zeit der innerdeutschen Grenze wurde es hier besonders ruhig. Von 1949 bis 1990 verlief durch den Schaalsee die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten, der DDR und der BRD. Das Ostufer des Schaalsees lage im Grenzgebebiet der DDR und durfte nicht betreten werden. Mehrere Ortschaften z.B. Lankow und Neuhof mussten den Grenzanlagen weichen und wurden abgerissen. Bereits 1945 war es im Interesse eines „gradlinigen“ Grenzverlaufes zu einem Gebietsaustausch zwischen der amerikanischen und der russischen Besatzungszone gekommen. Im sogenannten Barber-Lyaschenko-Abkommen wurde der Gebietsaustausch geregelt.
Im GRENZHUS in Schlagsdorf informiert eine moderne, sehr interessante Ausstellung über die Zeit der innerdeutschen Grenze.
Das GRENZHUS ist die größte und wichtigste museale Einrichtung zur Erinnerung an die innerdeutsche Grenze in Mecklenburg-Vorpommern.
Naturschutz in der Schaalseeregion
Durch die erzwungene Ruhe des Grenzgebietes und den geringen Nutzungsdruck blieb mitten in Deutschland eine naturnahe Seenlandschaft erhalten, die direkt nach der Grenzöffnung unter Schutz gestellt wurde. So konnte ein Ausverkauf der wertvollen Landschaft verhindert werden.
Aus dem ehemaligen Todesstreifen entlang der innerdeutschen Grenze entwickelt sich ein Grünes Band durch Deutschland. Das UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee ist Teil des Grünen Bandes.
Vom Naturpark zu Biosphärenreservat | |
---|---|
September 1990 |
Ausweisung des Naturparkes Schaalsee im Rahmen des Nationalparkprogrammes der DDR. Das Gesetz wurde mit dem Einigungsvertrag in bundesdeutsches Recht überführt. |
Juni 1992 |
Anerkennung als Gebiet gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung durch die Bundesregierung. |
Januar 1996 |
Einrichtung des Naturparkamtes Schaalsee. |
März 1998 |
Umzug der Verwaltung ins PAHLHUUS nach Zarrentin. |
Juli 1998 |
Ausweisung des "Biosphärenreservat Schaalsee" nach Landesrecht. Änderung der Amtsbezeichnung in Amt für das Biosphärenreservat Schaalsee. |
Januar 2000 |
Anerkennung durch die UNESCO als "UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee" und Gründung des Kuratoriums. |
Januar 2015 |
Änderung der Amtsbezeichnung in Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe, da durch das Biosphärenreservatsamt seit 2015 auch das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-MV verwaltet wird. |