Lebensräume

Jedes Biosphärenreservat repräsentiert einen bestimmten Landschaftstyp. Im Fall des Biosphärenreservates Schaalsee sind das die Baltischen Buchenwälder.
Die Lage des Biosphärenreservates Schaalsee an der Grenze der subkontinental bestimmten „Biogeographischen Provinz der Mittel- und Osteuropäischen Laubwälder“ zur „Atlantischen Provinz“ spiegelt sich in auffälliger Weise in der Artenzusammensetzung der wichtigsten naturnahen Ökosystemtypen wider, das gilt vor allem für Wälder und Regenmoore (Hochmoore). Das Auftreten von atlantischen Geoelementen im weiteren Sinne charakterisiert die Schaalsee Region als repräsentativ für den zentralen Bereich des baltischen Buchenwaldes, der im nördlichen Mitteleuropa den Biotoptyp der „Sommergrünen Laubwälder“ vertritt.
Typisch für die Landschaft im Biosphärenreservat ist die dichte Abfolge verschiedener Biotope. Dies Vielfältigkeit der Lebensräume bedingt auch die hohe Artenvielfalt.


Die wichtigsten Lebensräume im Gebiet stellen wir Ihnen nachfolgend näher vor:

Grünland

Eine Herde von Schafen auf einer Wiese. © S. Vinzing
Schafe eignen sich gut für die Grünpflege, denn sie fressen kleine Triebe und halten dadurch die Weiden frei.

Magerweiden
 

Magerweiden sind selten geworden, insbesondere solche, auf denen noch Nachweise einer wertvolleren Ausgangsvegetation vorkommen (wie Borstgras-Heiden oderPfeifengras-Wiesen). Aber auch nicht durch diese Gesellschaften beherrschte Magerweiden, zumeist reich an Rotschwingel (Festuca rubra) und an Rotem Straußgras (Agrostis tenuis) haben aufgrund ihrer weiter abnehmenden Verbreitung einen vergleichsweise hohen Wert.
Als Pufferflächen angrenzend an nährstoffarme schutzwürdige Biotopkomplexe ist Magergrünland sehr geeignet. Im Bereich des ehemaligen Grenzstreifens bei Kneese und im Bereich der ehemaligen Ortschaft Lankow wird durch den Einsatz von Ziegen und Schafen versucht, die Magerrasenstandorte vor der Verbuschung und Bewaldung zu bewahren.

 

Bärenklau am Fluss. © I. Valentin
Bärenklau ist eine Gattung aus der Familie der Doldenblütler.

Mähwiesen
 

Dieser Biotoptyp ist durch regelmäßige, 1 bis 3-schürige Mahd geprägt und zeichnet sich durch relativen Artenreichtum aus. Durch die Mähnutzung werden tritt- und weideempfindliche Obergräser, wie z. B. Glatthafer (Arrhenatherum elatior), Knaulgras (Dactylis glomerata) sowie Kräuter mit stehenden Grundachsen, wie z. B. Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris), Bärenklau (Heracleum spondyleum) gefördert. Im wesentlichen sind Wiesenfuchsschwanz-Wiesen und Glatthafer-Wiesen am Schaalsee vertreten.
Besonders bei extensiver Nutzung entwickeln sich auf Wiesen deutlich artenreichere Bestände als auf Weiden. Bei später Mahd ergibt sich auch eine höhere Bedeutung für die Tierwelt durch ein reicheres Blütenangebot.

Gemeiner Gilbweiderich auf einer Wiese. © S. Hoffmeister
Der Gemeine Gilbweiderich wächst in feuchten und sonnigen Lagen.

Feuchtwiesen
 

Die Standorte der Feucht- und Naßwiesen sind in der Regel von hoch anstehendem Grundwasser, Hangzugwasser oder von Stauwasser geprägt und daher durch häufiges Auftreten von Feuchtwiesenarten wie Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica), Kohldistel (Cirsium oleraceum), Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis), Flatterbinse (Juncus effusus) und Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) gekennzeichnet. Die Ausprägung variiert je nach Bewirtschaftungsintensität und Grad der Entwässerung. Auf stärker entwässerten und intensiv beweideten Standorten entwickeln sich Bestände, die überwiegend von allgemeinen Grünlandarten aufgebaut werden und die nur noch wenige Feuchtrünlandarten enthalten. Bei extensiver Nutzung können z.T. sehr artenreiche, gut ausgebildete Feuchtgrünlandgesellschaften entstehen.
 

Die Bedeutung der Feucht- und Naßwiesen ist um so höher, je geringer das Ausmaß der Entwässerung und die Intensität der Düngung sind. Gut ausgebildete, artenreiche Bestände haben hohe floristische und faunistische Bedeutung, wie zum Beispiel im Kammerbruch im Norden des Biosphärenreservats Schaalsee. Sie sind allgemein stark im Rückgang begriffen und deshalb sehr schutzwürdig. Im Schaalseegebiet sind überwiegend kleinflächig hochwertige Bestände erhalten. Eine Gefährdung besteht in der Entwässerung, Intensivierung der Nutzung und der Eutrophierung.

Eine bunte Wiese im UNESCO-Biosphärenreservat. © U. Müller
Eine bunte blühende Wiese im Biosphärenreservat Schaalsee mit blauen, roten und weißen Kornblumen zwischen anderen Pflanzen.

Acker
 

Mit der zunehmenden Intensivierung in der Landwirtschaft ist die Bedeutung der Ackerflächen als Lebensraum sehr stark zurückgegangen. Von intensiv genutzten Äckern geht insbesondere durch Dünger- und Biozideinsatz sowie durch Entwässerungsmaßnahmen eine starke Belastung des Naturhaushaltes (Boden, Wasser, Luft, naturnahe Lebensräume, Pflanzen- und Tiergemeinschaften) aus. Ackerflächen besitzen allerdings eine gewisse Bedeutung für den Naturschutz als Rast- und Sammelplätze für Großvögel und sollten in eine extensive Bewirtschaftung mit eingeschlossen werden. Bei der Strukturierung der Ackerflächen sind somit immer die Belange des EU-Vogelschutzgebietes Schaalsee mit zu berücksichtigen.

Hecken und Knicks

Hagebutten Hecke an einem Feld im UNESCO-Biosphärenreservat. © E. Dornblut
Auch Hagebutten befinden sich in den typischen Heckenabschnitten zwischen Feldern und bieten Lebensraum sowie Schutz für zahlreiche Arten.

Durch ihre linienhafte Struktur können Hecken und Knicks einen großen Beitrag zum Biotopverbund leisten. Sie sind Leitlinien z.B. für Fledermäuse und Amphibien und bieten eine hohe Zahl ökologischer Nischen für Tier- und Pflanzenarten, die auf den intensiv genutzten angrenzenden Flächen keinen Lebensraum mehr finden. So kann ein Knick etwa 1.600 bis 1.800 Tierarten beherbergen. Eine besondere ökologische Bedeutung kommt alten Bäumen und Kopfbäumen, z.B. für mulmbewohnende Käfer und Schnecken sowie für Vogelarten als Nist- und Nahrungshabitat zu.


Die ökologische Wirkung der Knicks bzw. der Raine und Böschungen beschränkt sich aber nicht nur auf ihre Funktion als Lebensraum. Ihnen kommt wie den strukturärmeren Alleen und Baumreihen eine große Bedeutung als Schadstofffilter, Sauerstoffspender, Schattenspender und Erzeuger von Verdunstungskühle zu. Zahlreiche Wanderwege im Biosphärenreservat sind von Hecken gesäumt, sie werden von Wanderern besonders gern genutzt. Besonders im Bereich der Techiner Heckenlandschaft ist noch ein intaktes Netz von Hecken zu finden.

Moore

Moore bieten ursprünglichen Lebensraum für Spezialisten, welche sich besonders an die Nährstoffarmut, den extrem sauren Boden, hohe Temperaturunterschiede und die Nässe angepasst haben. Zum größten Teil sind die Moorflächen im Biosphärenreservat Schaalsee von Moorbirken und Erlen bewaldet, bieten aber auch offene Flächen, welche mit Großseggenrieden, Röhrichten und Torfmoosvegetation die typische Moorvegetation bilden.

Dunkelroter und klebriger Sonnentau im UNESCO-Biosphärenreservat. © K. Jarmatz
Sonnentau ist eine fleischfressende Pflanze und häufig im Moor des Biosphärenreservats Schaalsee zu finden.

Hochmoor
 

Hochmoore, wie das Neuendorfer Moor und Schönwolder Moor werden ausschließlich vom Niederschlag gespeist und wölben sich in ihrer langwierigen Entwicklung über die Geländeoberfläche hinaus. Besonders im westlichen Mecklenburg-Vorpommern und der Schaalseeregion können solche Moore entstehen, da die Niederschlagsmengen deutlich höher ausfallen als im übrigen Landesgebiet. 
In natürlichen Hochmooren sind Pflanzen- und Tierarten zu finden, die in anderen Lebensräumen nicht konkurrenzfähig sind. Sie sind hochspezialisiert und prägen den landschaftlich einmaligen Charakter der Hochmoorlandschaft. Werden Hochmoore entwässert oder gedüngt, sind diese spezialisierten Arten nicht mehr konkurrenzfähig und werden verdrängt. Das gesamte Ökosystem Hochmoor im höchsten Grade schützenswert, da es nicht ersetzbar oder ausgleichbar ist.

Wollgras im Fruchtzustand. © Biosphärenreservatsamt
Die wolligen Büschel im Fruchtzustand von April bis Mai sind namensgebend für Wollgräser.

Hochmoore bilden einen durch ein Mosaik von Bulten und Schlenken gebildeten Lebensraum für Torfmoos-Gesellschaften mit Wollgräsern (Eriophorum spec.) und Sonnentau (Drosera spec.). Der Sumpf-Porst (Ledum palustre) siedelt in den Hochmooren des Schaalseegebietes an seiner westlichen Verbreitungsgrenze. Hervorzuheben ist zudem das für den norddeutschen Raum einzigartige Vorkommen von mehr als 20 Torfmoosarten. Zudem bieten die Hochmoore einen Lebensraum für zahlreiche Tierarten wie Schwimmkäfer, Libellen, Lauf- und Blattkäfer, Ameisen und Spinnen, aber auch Reptilien wie Kreuzotter und Ringelnatter.

Binsenschneide im Kalkflachmoor bei Zarrentin. © R. Mönke
Die Binsenschneide ist eine seltene und stark gefährdete Pflanzenart, welche im Kalkflachmoor bei Zarrentin ihr größtes Vorkommen in M-V hat.

Niedermoor
 

Niedermoorgesellschaften sind relativ niedrigwüchsig und werden vorwiegend von Sauergräsern und verschiedenen Moosarten aber auch von Röhrichten aufgebaut. Es handelt sich um ungenutzte Bestände. Sie besiedeln nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Standorte, die durch gleichmäßig hohe Wasserstände entscheidend geprägt sind. Im Wurzelraum führt die Unterversorgung mit Sauerstoff zu einer Torfbildung. Niedermoore haben im Gegensatz zu Hochmooren Kontakt zum mineralischen Grundwasser und sind in ihrer Wasser- und Nährstoffversorgung vom oberflächlichen Zulauf aus dem umgebenden Landschaftsraum abhängig.


Niedermoore entstehen durch Ablagerung von schwer zersetzbaren Pflanzenresten bei der Verlandung von Seen und grundwassernahen Senken. Wächst der Torfkörper allmählich über den Grundwasserspiegel hinaus, siedeln sich zunehmend Hochmoorpflanzen an. Ein solches Zwischenmoor kann sich zum Hochmoor weiterentwickeln.


Die Niedermoore (Flachmoore) und Zwischenmoore, die über das gesamte Biosphärenreservat Schaalsee verteilt vorkommen, sind Lebensraum für zahlreiche, in ihrem Bestand gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Viele dieser Moorstandorte sind entwässert. Um einer fortschreitenden Degradation entgegenzuwirken, wurden verschiedene Renaturierungsprojekte durchgeführt.

Kuhlrader Zwischenmoor © S. Hoffmeister
Moor im Naturschutzgebiet "Kuhlrader Moor und Röggeliner See".

Als Besonderheit für das Biosphärenreservat Schaalsee findet sich am Südrand des Schaalsees ein Kalkflachmoor, das sich im Verlandungsbereich des Sees auf Seekreide bzw. akkumulierter Kalkmudde entwickelt hat. Das Kalkflachmoor stellt mit seinen äußerst seltenen und z. T. vom Aussterben bedrohten Pflanzengesellschaften aus floristischer Sicht den bedeutendsten Biotoptyp des Schaalseegebietes dar. Die Binsenschneide (Cladium mariscus) besitzt dort den größten Bestand in Mecklenburg-Vorpommern.


Ebenfalls erwähnenswert ist das Kuhlrader Moor östlich des Röggeliner Sees. Dieses Zwischenmoor weist bemerkenswerte Vorkommen von Sumpf-Calla (Calla palustre), Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), Krebsschere (Stratiotes aloides) und Königsfarn (Osmunda regalis) auf.

Seen, Teiche und Sölle

Schaalsee bei Sonnenuntergang. © Biosphärenreservatsamt
Namensgeber des UNESCO- Biosphärenreservates ist der Schaalsee.

See
 

Etwa 10 % der Fläche im Biosphärenreservat ist Wasser. Mehr als 20 Seen und Kleingewässer prägen die Landschaft und stellen einen wichtigen Biotopverbund dar. Der größte See ist mit einer Fläche von 24 km² der Schaalsee. Weitere größere Seen sind der Röggeliner See, der Mechower See und der Woetzer See. Für zahlreiche Tiergruppen wie Fische, Wasservögel, Insekten und z.T. seltene Säuger wie den Fischotter sind diese Gewässer Lebensraum. Als zum Teil mesotropher See mit einer artenreichen Unterwasservegetation, naturbelassenen Flachwasserbuchten und Röhrichtflächen, bietet der Schaalsee gefährdeten Fischarten wie der Großen Maräne (Coregonus lavaretus) Lebensraum und stellt durch seine große Tiefe von bis zu 72 m eine Besonderheit im norddeutschen Raum dar.

Zwei große Gänse und zwei Kücken im UNESCO-Biosphärenreservat. © W. Stürzbecher
Graugänse an einem Ufer im Biosphärenreservat Schaalsee mit zwei Kücken welche schützend unter dem Flügel einer ausgewachsenen Gans stehen.

Ebenso bieten eutrophen Seen, wie der Röggeliner und der Neukirchener See mit ihrem ursprünglichen Uferbewuchs Lebensraum und Brutplätze für zahlreiche Wasservögel. Gut ausgebildete Röhrichte und Uferbruchwälder stellen Pufferzonen mit wichtiger Ruhefunktion dar, wie sie z. B. für störungsempfindliche, auf den Seeflächen rastenden Wasservogelarten notwendig sind. Dort treten auch artenreiche Brutvorkommen z. T. europaweit zu schützender Vogelarten wie Kranich und Rohrdommel auf. Flachwasserbereiche haben auch als Laichhabitate für Amphibien und Fische besonderen Wert. Internationale Bedeutung haben die größeren Seen im Biosphärenreservat als Rastvogelschutzgebiete für durchziehende Vogelarten wie Graugänse und Kraniche.

Seerosen mit prächtigen weißen Blüten und einem Wasserfrosch darauf. © W. Stürzbecher
Die Blättter de Seerose schwimmen auf dem Wasser und können so optimal CO2 und Licht aufnehmen.

Teiche und Sölle
 

Die Kleingewässer im Schaalseegebiet sind zum großen Teil mit Wasser gefüllte eiszeitlich entstandene Sölle. Zudem finden sich zeitweilig wassergefüllte oder schwach überstaute Mulden oder Senken, die nur nach größeren Niederschlagsereignissen auftreten und danach rasch wieder austrocknen. Kleingewässer sind i. d. R. nicht tiefer als 2 m und weisen einen mit Pflanzen bewachsenen Gewässergrund auf.
Die "Schaalsee-Landschaft" wird durch zahlreiche Kleingewässer ausgezeichnet. Hervorzuheben ist dabei ihre botanische Vielfalt. Sie weisen Unterwasser, Schwimmblatt- und Röhrichtvegetation auf.

Ein Laubfrosch auf einem Grashalm. © W. Spillner
Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist unter unseren heimischen Amphibien ein guter Kletterer.

Kleingewässer besitzen als Trittsteine eine große Bedeutung für das Biotopverbundsystem. Im Schaalsee-Gebiet sind größere Bestände von Rotbauchunke und Laubfrosch keine Seltenheit. Eine weitere wichtige faunistische Gruppe stellen die Libellen mit zahlreichen bundesweit gefährdeten Arten dar. Für Vögel besitzen die Kleingewässer Bedeutung als Nahrungs- und Brutbiotop.
Für ihre ökologische Funktion ist in erster Linie die Größe, Tiefe, der Bewuchs, die Wasserqualität sowie die Lage (umgebende Nutzung, Gewässerdichte, Entfernung zu Wäldern) von Bedeutung, die Entstehung der Gewässer ist sekundär.
Viele der Kleingewässer liegen inmitten ausgeräumter Ackerschläge und sind nahezu ohne Pufferzone dem Eintrag von Nährstoffen und Schadstoffen aus der landwirtschaftlichen Nutzung ausgesetzt und daher häufig stark eutrophiert.

Wald

Mesophile Buchenwälder, Feucht- u. Naßwälder bilden das natürliche Vegetationspotential des größten Teils der "Schaalsee-Landschaft". Innerhalb der vorhandenen, z. T. großflächigen, Waldgebiete sind insbesondere die ausgedehnten und in ihrer Ausbildung typischen Bruchwälder ein herausragendes Charakteristikum.


Von besonderer Bedeutung sind die Uferwälder des Schaalsees. Sie waren aufgrund ihrer grenznahen Lage lange Zeit unbeeinflußt, so daß sich eine einzigartige Flora und Fauna entwickeln konnte. Eine weitere Besonderheit dieser Landschaft sind die auf den steilen Böschungen der Erosionstalkanten stockenden Hangwälder, die stellenweise von zahlreichen Quellaustritten geprägt sind. Die ehemalige Grenzsituation hat die forstliche Nutzung v. a. im mecklenburgischen Teil eingeschränkt, so dass sich im Bereich der ehemaligen Grenze z. T. urwaldähnliche Strukturen entwickeln konnten.

Wasserfläche im Bruchwald am Schaalsee. © W. Thiel
Wasserfläche im Bruchwald am Schaalsee.

Bruchwald
 

Bruchwälder sind natürliche bzw. naturnahe Ökosysteme, die einerseits im Verlandungsbereich von Gewässern entstehen und hier das Endstadium der Verlandung darstellen, sich andererseits kleinflächig auch auf Quellhorizonten oder in versumpften, nahezu abflusslosen Niederungsbereichen entwickeln können. Kennzeichen der Ufer der Seen der Schaalsee-Landschaft sind ihre ausgeprägten Bruchwaldbereiche.
Das Auftreten von Bruchwäldern ist an nasse Standorte gebunden, die regelmäßig überstaut werden. Die Schwankungen des Wasserstandes betragen unter naturnahen Bedingungen meist weniger als 1 m im Laufe des Jahres. Aus dem hohen Wasserstand resultiert eine Sauerstoffarmut, die zu einer verminderten Zersetzung des anfallenden organischen Materials und damit zur Akkumulation von Torf führt.

Drei Kraniche auf einem feuchten Acker. © W. Spillner
Kraniche gehören zu den häufigen Gästen im UNESCO-Biosphärenreservat und profitieren hier bei Rast und Brut vom EU-Vogelschutzgebiet.

Bruchwälder bieten zahlreichen Spezialisten wie z. B. auf Erlen spezialisierte Insekten (insbesondere Blattkäfer und Schmetterlinge) einen Lebensraum. Im Schaalseegebiet sind viele Erlenbrücher Bruthabitat für den Kranich.
 

Floristisch gesehen handelt es sich bei Bruchwäldern um einen artenreichen Biotoptyp, wobei niederwaldartige Bewirtschaftung die lichtliebenden Pflanzen der Nasswiesen und Röhrichte begünstigt.


Bruchwaldtorf ist als ein seltener Bodentyp schutzwürdig. Viele Bruchwaldstandorte im Schaalseegebiet unterliegen jedoch einer zunehmenden Entwässerung und Mineralisierung.

Ein Fuchs läuft durch einen flachen Bach mit einem Fisch im Maul. © W. Stürzbecher
Eschenwälder bieten bedeutende Lebensräume für viele verschiedene, oft seltene Tierarten.

Eschenwald
 

Eschenwälder finden sich auf wasserzügigen, mineralischen Böden oder auf degenerierten Bruchwaldstandorten.
Eschenwälder werden vegetationskundlich zu den Auenwäldern (Alno-Ulmion) gerechnet. Auenwälder begleiten als schmale, unterbrochene Säume Bäche und Flüsse oder treten über durchsickerten Standorten auf. Häufig bestehen fließende Übergänge zu anderen Waldgesellschaften. Dem Buchenwald folgt auf nasseren Standorten der Eschenwald (Carpino-Fraxinetum) der Erlen-Eschenwald (Alno-Fraxinetum) und dann der Erlenbruchwald (Alnetum glutinosae). Neben der allgemeinen Bedeutung des Waldes sind Eschenwälder und Erlen-Eschenwälder aufgrund ihrer Naturnähe und ihres Artenreichtums besonders schutzwürdig. 

Ein Waldkauz auf einem Baumstumpf. © W. Stürzbecher
Der Waldkauz ist ein typischer Bewohner der Buchenwälder im Biosphärenreservat.

Buchenwald
 

Von Rotbuchen beherrschte Wälder stellen die verbreitesten naturnahen Waldgesellschaften in Norddeutschland dar und entsprechen noch weitgehend dem baltischen Buchenwald. 
Sie stehen auf guten, ackerfähigen Standorten in Konkurrenz zur hoch produktiven Ackernutzung. Gute Waldstandorte finden sich nur dort, wo aufgrund der Reliefstruktur bzw. anderer ungünstiger Standortverhältnisse eine Rodung nicht lohnenswert war oder die Eigentumsverhältnisse den Fortbestand der Wälder sicherten. Im Biosphärenreservat Schaalsee unterliegen Waldbereiche im Testorfer Wald, im Dohlen und im Braken der Nullnutzung, um hier natürliche Prozesse im Buchenwald ablaufen lassen zu können.
Aus floristischer Sicht sind Buchenwälder mit Orchideenvorkommen (Rote-Liste-Arten) besonders wertvoll. Es kommen zahlreiche Käferarten, wie Glanz-, Pracht-, Bock- und Rüsselkäfer vor. Buchenwälder sind Bruthabitate von Höhlenbrütern wie Schwarzspecht, Waldkauz und Hohltaube sowie Lebensraum von Fledermausarten.