Biosphärenreservatsidee

Der Begriff Biosphärenreservat setzt sich zusammen aus Biosphäre (= Lebensraum) und Reservat (= bewahren). In Biosphärenreservaten geht es nicht darum Vorhandenes zu konservieren, sondern darum, zu zeigen, wie der Mensch die Natur nutzen kann, ohne sie zu zerstören.
Das UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee liegt an der Grenze zu Schleswig-Holstein, zwischen den Ballungszentren Hamburg, Lübeck und Schwerin. Den Mittelpunkt des 310  km² großen Schutzgebietes bildet der Schaalsee.

Zwei Menschen auf einem Bootssteg gucken auf den See im UNESCO-Biosphärenreservat. © TMV_Kirchgessner

Biosphärenreservate sind Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Sie werden von der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) im Rahmen des Programms „Der Mensch und die Biosphäre (MAB)“ ausgewiesen und bilden ein weltweites Netz besonders wertvoller Kulturlandschaften. Anders als in Nationalparken, werden in UNESCO-Biosphärenreservaten keine ursprünglichen Naturlandschaften geschützt, sondern Kulturlandschaften. Der landschaftliche Charakter und ökologische Reichtum von Kulturlandschaften werden durch wirtschaftliche Nutzungen wie Beweidung oder Forstwirtschaft entscheidend beeinflusst.

Luftbild im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee © W. Buchhorn
Der Schaalsee ist der Mittelpunkt des Biospärenreservates und gibt ihm seinen Namen.

Seit dem Jahr 2000  ist die Mecklenburger Schaalseelandschaft Bestandteil dieses weltweiten Netzwerkes von 748 UNESCO-Biosphärenreservaten in 134 Staaten (Stand Juni 2023). In Deutschland gibt es 18 Biosphärenreservate. 17 davon besitzen die Anerkennung der UNESCO. Diese Gebiete repräsentieren wichtige deutsche Landschaftstypen und sind repräsentativ für die Vielfalt der Lebensräume und die Fauna und Flora hierzulande. Alle zehn Jahre erfolgt eine Überprüfung der UNESCO-Biosphärenreservate. Dadurch soll festgestellt werden, ob sie die internationalen Anforderungen weiterhin erfüllen. Hier lesen Sie mehr zur Evaluierung des UNESCO-Biosphärenreservates Schaalsee.

Das UNSCO-Biosphärenreservat Schaalsee repräsentiert als Landschaftstyp den zentralen Bereich des „Baltischen Buchenwaldes“. Naturnahe Buchen- und Bruchwälder, Moore, zahlreiche Seen und Kleingewässer aber auch kulturabhängige Ökosysteme wie Weideland, Feuchtwiesen und Äcker prägen die abwechslungsreiche Kulturlandschaft.

Farbenpracht im herbstlichen Buchenwald © R. Colell
Naturnahe Buchenwälder sind typisch für das Biosphärenreservat Schaalsee.
Naturnahe Buchenwälder sind typisch für das Biosphärenreservat Schaalsee.
Aussicht auf See und Uferlandschaft. © R. Mönke
Der Mechower See ist eines von zahlreichen großen und kleinen Gewässern in der Schaalseelandschaft.
Der Mechower See ist eines von zahlreichen großen und kleinen Gewässern in der Schaalseelandschaft.
Typische Moorlandschaft. © H.P. Anders
Charakteristisch für die Schaalseeregion sind die zahlreichen Moore.
Charakteristisch für die Schaalseeregion sind die zahlreichen Moore.

Im Jahr 2003 wurde das Rahmenkonzept für das UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee verabschiedet. Es diente seither als Grundlage für die Entwicklung der Region und ist im Jahr 2019 aktualisiert und fortgeschrieben worden. Die Erarbeitung des Rahmenkonzeptes für die Schaalseeregion [pdf 3,5 MB] und seine Fortschreibung erfolgten in einem öffentlichen Dialogprozess gemeinsam mit der Bevölkerung der Region. Viele Projekte wurden bereits erfolgreich realisiert, die Schaalseeregion ist noch ökologisch  wertvoller  und  lebenswerter  geworden.  Gleichzeitig  ist  es  gelungen,  die  Region  als besonderen Erholungsraum bekannt zu machen.
 

Jedes UNESCO-Biosphärenreservat erfüllt weltweit drei Funktionen:
 

Schutzfunktion
Ziel ist es, einen Beitrag zum Erhalt der natürlichen Prozesse und der biologischen Vielfalt zu leisten. Negativen Entwicklungen, wie dem rasant fortschreitenden Artensterben, soll entgegengewirkt werden. Im Fokus der Naturschutzarbeit stehen die Bewahrung der Landschaft und ihrer Ökosystemfunktionen, die Sicherung der genetischen Ressourcen und die Vielfalt der Ökosysteme. Außerdem geht es um die nachhaltige Nutzung der zur Verfügung stehenden Naturgüter wie Wasser, Boden und Luft.


Entwicklungsfunktion
Mit der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung sollen die gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen in der Region gefördert werden. Dazu gehören der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten und eine naturnahe und standortgerechte Bewirtschaftung der Landschaft. Biosphärenreservate bieten als Modellregionen die Möglichkeit neue Wege zu gehen, innovative umweltfreundliche Technologien zu erproben und nachhaltige Landnutzungsformen zu entwickeln.


Logistische Unterstützung
Die Wechselwirkung von wirtschaftlicher Nutzung und der Entwicklung von naturnahen Lebensräumen ist wichtig für Forschung und Bildung. Durch Monitoring sollen die Auswirkungen anthropogener Einflüsse auf repräsentative Ökosystemtypen erforscht werden. Biosphärenreservate verstehen sich als Bildungsorte. Den Menschen in der Region bietet dies die Möglichkeit einer aktiven Mitgestaltung der Modellregion Biosphärenreservat.

Die Entwicklungszone umfasst 19.994 ha (64,5 %) der Fläche des Biosphärenreservates. Sie ist der Wirtschafts- und Erholungsraum, in dem eine umweltverträgliche Regionalentwicklung im Vordergrund steht. Die Entwicklungszone ist als Landschaftschutzgebiet ausgewiesen.


Die Pflegezone umfasst 9.257 ha (29,9 %) der Fläche des Biosphärenreservates. Sie schützt besonders wertvolle Bereiche der Kulturlandschaft, die durch schonende Landnutzung erhalten bzw. entwickelt werden sollen. Diese Bereiche sind zum größten Teil als Naturschutzgebiete ausgewiesen.


Die Kernzone umfasst 1.749 ha (5,6 %) der Fläche des Biosphärenreservates. Hier steht die Entwicklung der Natur ohne den Einfluss des Menschens im Vordergrund, hier entsteht Wildnis. Kernzonen liegen meist innerhalb der Naturschutzgebiete.  (Alle Daten Stand 2020)

Die Aufgaben eines UNESCO-Biosphärenreservates gehen über den Natur-und Umweltschutz hinaus. Ebenso gehören eine nachhaltige Entwicklung der Region sowie Bildung und Forschung zu den Kernaufgaben.

Um die umfangreichen Aufgaben gleichberechtigt wahrnehmen zu können, sind Biosphärenreservate in drei Zonen gegliedert: die Entwicklungszone, die Pflegezone und die Kernzone. Die Aufgaben des Naturschutzes werden vorrangig in der Pflegezone und der Kernzone wahrgenommen, während sich die nachhaltige Regionalentwicklung auf die Entwicklungszone konzentriert. Forschung und Monitoring sowie Bildung finden in allen drei Zonen statt.

Biosphärenreservatsidee konkret - Umsetzung im Biosphärenreservat Schaalsee

Anlage von neuen Kleingewässern am Orstrand von Zarrentin © M. Jährig
In einer Weideländschaft nahe Zarrentin werden Kleingewässer als neuer Lebensraum für Amphibien, Insekten und andere Tierarten angelegt.

Natur- und Umweltschutz

Seit  Ausweisung des Biosphärenreservates im Jahr 2000 wurden mehr als 1.500 ha Moorfläche und mehrere Seen und Fließgewässer renaturiert, sowie mehr als 70 Kleingewässer saniert oder neu angelegt. Etwa die Hälfte der Fläche des Biosphärenreservates ist Ackerland mit sehr produktiven Böden. Hier besteht die Aufgabe, den wichtigen Wirtschaftszweig Landwirtschaft mit einer nachhaltigen ökologischen Entwicklung in Einklang zu bringen. Während der Anteil von ökologisch bewirtschafteten Grünlandflächen in den vergangenen Jahren im Biosphärenreservat Schaalsee gestiegen ist, spielt im Ackerbau die Bio-Landwirtschaft bisher kaum eine Rolle. Ein weiterer Schwerpunkte der Landschaftsentwicklung ist der Waldumbau zu naturnahen Laub-Mischwäldern.
In unserer Broschüre "Naturschutz vorgestellt" [pdf 6,5 MB] können Sie sich über die wichtigsten Naturschutzprojekte informieren.
 

© TMV/Foto@Andreas-Duerst.de
Vom touristischen Niemandsland zum Insidertipp für Naturfreunde

Entwicklung der Region

Während der Zeit der innerdeutschen Grenze war eine Entwicklung der Mecklenburger Schaalseeregion nicht erwünscht. In der Grenzregion sollten so wenig Menschen wie möglich leben. Tourismus war nicht nur unerwünscht, sondern verboten. Inzwischen ist es den Menschen der Region gelungen, das Biosphärenreservat Schaalsee vom touristischen Niemandsland zum Insidertipp für Naturfreunde zu entwickelt. Mit Rücksicht auf die Natur, so dass auch heute noch Seeadler, Eisvogel, Kranich und viele andere Arten in der Region zu Hause sind. Umweltfreundliche und gemütliche Ferienwohnungen und touristische Angebote, vom Fahrradverleih bis zum Direktvermarkterhof, finden Sie bei den Partnern des Biosphärenreservates.  Ihre Angebote stehen für Qualität, Umweltfreundlichkeit und Regionalität.

Junior Ranger auf einer Wiese mit Büchern und Lupengläsern. © N. Luckner
Junior-Ranger in Aktion, beim Geo-Tag der Artenvielfalt.

Bildung

Bildung gehört zu den Kernaufgaben eines UNESCO-Biosphärenreservates. Ziel einer Bildung für nachhaltige Entwicklung ist es, Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Im Biosphärenreservat Schaalsee wird deshalb den langfristigen Bildungsprojekten eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So betreuen die Rangerinnen und Ranger mehrere Junior-Ranger-Gruppen, in denen Kinder und Jugendliche die Natur vor ihrer Haustür, ökologische Zusammenhänge sowie ihre eigenen Möglichkeiten zur Einflussnahme kennenlernen. Es bestehen außerdem langfristige Kooperationen mit Schulen und Kindergärten oder sogenannte Bachpatenschaften, in denen Kindergruppen die Patenschaft über ein Gewässer ihres Heimatortes übernehmen. Hier erhalten Sie weitere Informationen zu unseren Bildungsangeboten.

Weitere Informationen zu UNESCO-Biosphärenreservaten erhalten Sie auf den folgenden Seiten:

Deutsche UNESCO-Kommission

Bundesamt für Naturschutz

Nationale Naturlandschaften